Wohin Ende Sommer, wenn man Langeweile hat? Warm, Meer und Pisten? Und blos keinen Regen! Unser Zelt sollte diesen Urlaub endlich mal trocken bleiben und allenfalls nur als Windschutz dienen. Diese Punkten musste Basti beachten, als wir im Frühjahr nach neuen Reisezielen Ausschau hielten.
Doch auch Luna, unsere Shepherd Hündin, sollte mit und auf der Passage auf keinen Fall in einen kleinen Zwinger gepfercht werden. Die Lösung gab es bei Moby Lines.
Und so befinden wir uns nun in einer kleinen Kabine, nachts auf dem Weg nach Olbia. Großes Plus: Hunde dürfen mit in die Kabine, das muss jedoch vorher extra gebucht werden. Nach einer erholsamen Nacht kommen wir morgens in Sardinen an, kaufen schnell ein und dann geht es ab in die Sonne zum Strand, frühstücken. Luna badet im Meer und wir planen die nächsten Tage.
Von weit oben bieten sich herrliche Panoramen, auf dem Weg hinunter müssen wir durch mehrere Dörfchen. Die 2 Cruiser passen hier einfach nicht hin. Die Gassen sind sehr schmal und verwinkelt, mit dem Panda muss man schon kurbeln und wir haben schnell das Nachsehen.
Die SS125 wird die Hauptstraße sein auf der wir regelmäßig stoßen. Doch wir hatten ja keine Ahnung was die schnöde Bezeichnung SS125 für uns parat halten sollte. Bald erreichen wir sie und mit ihr die Pisten. Wir steigen in die ersten Touren ein.
Die Tourenplanung gibt uns hier um Olbia mehrere Möglichkeiten vor. Wir beschließen nach Süden auszubrechen. Es gibt zahlreiche Pisten, schnell wird klar: es können nicht alle Tracks und Pisten unter die Reifen genommen werden.
Es geht nur kurz gerade aus, bis es wieder um eine Hausecke herum geht, manchmal müssen wir rangieren. Ausweichen vor dem Gegenverkehr ist nicht möglich. Aber kein Problem für die Sardinier. Sie haben Verständnis und setzen gerne mit einem Lächeln zurück damit es weiter geht.
Bei einem Cafe wird es zu eng, die Gäste stehen auf, winken freundlich und machen uns Platz. Bella Maccina bekommen wir zu hören und hoch gereckte Daumen. Wir winken als Dank und lassen die Motoren in die Gassen dröhnen.
Zum Übernachten kommen wir regelmäßig zurück zum Stand, hier stehen viele Camper. Man weist uns darauf hin, das man uns eventuell vertreiben könnte, da das Übernachten hier nur geduldet ist. Doch weicher Sand und 4WD sind eine gute Mischung um sich Behörden vom Hals zu halten- man muss einfach nur weit genug fahren.
Vom Strand aus geht es wieder über kleine und teilweise sehr steile Gassen zurück zur SS125.
Die SS125 ist aber viel mehr als eine nur Verbindungsstraße. Mit ihren tollen Ausblicken und unzähligen Kurven und einem ständigem Auf und Ab ist sie die Panoramica und schlängelt sich an der Ostseite Sardiniens von Norden nach Süden. Sie ist eines der absoluten Highlights der Insel, und hier trifft man alle, Camper, einheimische, Kurvenräuber, Motorradfahrer. Trotzdem fährt man mehr miteinander und es funktioniert. Die Strecke ist äußerst abwechslungsreich und alleine für sich ein Grund nach Sardinien zu kommen, selbst mit dem 75-er macht die Kurvenhatz Spaß und so werden die Asphaltkilometer zum Genuss.
Direkt an der SS125 liegt die Grotta di Ispingoli. Sie ist beeindruckend hoch und hat eine über 38m hohe Säule (wenn Stalagmit und Stalagtit zusammen wachsen) und ist damit die 2. höchste der Welt!
Am nächsten Tag hängen die Wolken tief, und mehr zufällig kommen wir an der wenig bekannten Grotta di Marmori vorbei. Der Reiseführer hat nicht viel darüber zu berichten. Wir haben Zeit, denn es macht nicht viel Spaß in den Wolken zu fahren, da kommt eine Höhlenbesichtigung gerade recht. Wir stellten die Cruiser im Nebel ab und können so Luna bedenkenlos im Fahrzeug lassen und die Höhle entdecken.
Wir können die Dimensionen nicht fassen. Diese Höhle ist ein Muss in Sardinien! Ihre Sääle sind gigantisch, der Größte misst über 70m Länge und 40m Breite! Hier könnte man gleich 2 Airbus A320 hintereinander parken.
Am Ende gehen wir 800m tief in den Berg! Übrigens, die Führung wird neben Italienisch auch auf englisch angeboten und ist sehr informativ.
So langsam kommen wir mit der SS125 in den Süden. Hier gibt es nicht mehr viel zu Offroaden, also drehen wir nach Westen ab.
Der Südwesten hat eine besondere Geschichte die von der Gegenwart über 3.000 Jahre zurück reicht. Hier wurde im Bergbau betrieben und unter anderem Eisen, Kupfer, Zink, Silber und Kohle abgebaut.
Der Fortschritt im Bergbau ermöglichte immer tiefer in die Berge vorzudringen und rentabel abzubauen, aber ab den 1970-er kam trotz modernster Technik für die meisten Bergwerke das Aus. Die Minen schlossen, die Siedlungen sind verlassen und die Natur gewinnt Oberhand über die Anlagen.
Wir profitieren heute noch von den über 200 Jahren Bergbau. Ein Geflecht aus Pisten durchzieht die Gegend, es gibt zahlreiche schöne Übernachtungsmöglichkeiten und natürlich bizarre Fotomotive.
Einen schönen Strand gibt es in Porto Flavia hier war auch die Hochburg des Bergbaus. Zahlreiche Maschinen sind hier in einem Museum ausgestellt, uns fehlt jedoch die Zeit für eine Besichtigung. So landet es es auf die ToDo Liste für den nächsten Sardinien Urlaub.
Wir könnten hier noch Tage weiter fahren, doch wir wollen den Norden der Insel erkunden. Im Westen gibt es neben den schönen Stränden bestimmt noch was zu entdecken.
Doch wir rollen über Asphalt eine Verbindungsetappe nach Norden und pausieren auf dem Campingplatz bei Alghero.
Der Platz ist absolut empfehlenswert und hat auch ein ordentliches Restaurant das selbst bei Schlechtwetter zum Verweilen einlädt. Neben der Stadt gibt es hier noch die Grotta di Nettuno.
Die Reiseliteratur schwärmt von der Höhle und wir sind voller Erwartungen. Das positive vorweg, Luna darf mit, und der Weg dorthin bringt mit über 650 Stufen unsere müden Knochen ordentlich auf Trapp. Doch die Höhle selbst ist eine Enttäuschung. Trotzdem ist der Schwenk nach Norden empfehlenswert, denn das Städtchen ist zwar touristisch aber absolut sehenswert.
Der Bus kostet vom Campingplatz aus 1 Euro in die Stadt, da lassen wir gerne die Cruiser stehen und machen ein wenig Sightseeing und entspannen abends bei einer erstklassigen Pizza aus dem Forno a Legna.
Wir ziehen an der Nordküste entlang Richtung Osten, denn nördlich von Olbia gibt es wieder etliche Pisten.
Eine Piste führt hoch zu einem Überwachungsturm. Hier wird nach Feuern Ausschau gehalten und das Wetter beobachtet. Die Frage ob wir oben einen Anpfiff bekommen, weil wir die Piste befahren haben, klärt sich von selbst. Der Beamte freut sich über unseren Besuch, erklärt uns auf italienisch die Gegend und zeigt auf die weißen Felsen am Horizont. Dort ist Korsika, das Piratendorf Bonifacio liegt versteckt und ist nicht zu sehen. Wir cruisen hier noch 2 Tage. Am vorletzten Tag fängt es pünktlich zur Mittagspause an zu regnen.
Nachmittags hadern wir, ob wir wieder draußen campen oder doch einen Campingplatz anfahren. Wir entscheiden uns für den Campingplatz, mit der Absicht den Tag am Stand zu verbringen- und abends auf die Fähre zu fahren.
Kaum sind wir auf Asphalt, beginnt es stärker zu regnen. Abends kommt wegen des starken Regens das Zelt zum Einsatz und wir sind froh nicht draußen zu campen. Nach den nächtlichen Regengüssen hätten die Pisten böse Überraschungen parat halten können- eben solche die man am letzten Tag nicht braucht. Doch aus dem Badetag wird nichts, es gießt ununterbrochen weiter.
Bei dem Wetter haben selbst wir mit unseren Fahrzeugen nichts auf den Pisten zu suchen, zu gefährlich! Wir flüchten ins Shopping Center und verbringen dort notgedrungen den ganzen Tag. Abends, fahren wir raus zur Pizzeria. Die Straßen sind voller Wasser und es bilden sich rechts und links Seenlandschaften. Mehr als Tempo 50 ist nicht drin. Nach dem Essen gießt es kräftig weiter. Auf der fahrt zum Hafen kommen wir am Flughafen vorbei- er ist wegen des extremen Wetters geschlossen. Es wird Zeit das wir zum Hafen kommen, denn auf dem Weg dorthin werden schon Teile der Innenstadt abgeriegelt. Am Pier angekommen, fällt der Strom komplett aus, das Boarding findet in der Fähre statt. Von der Fähre aus blicken wir auf eine dunkle Stadt, Blaulichter zucken durch die Straßen. Später erfahren wir, dass es an dem letzten Tag über 100mm geregnet hat, Teile von Olbia sind überflutet und Straßen wurden weg gespült, die Pisten dürften nicht besser aussehen.
Wir haben alles richtig gemacht und können auf einen schönen Urlaub und noch viele nicht gefahrene Pisten zurück blicken – wir kommen wieder!